Johanna und Marc Chagalls Kirchenfenster im Fraumünster

Jeden Sonntag begab sich Johanna auf den Weg zur Messe, um den Wunsch ihrer geliebten Grossmutter zu erfüllen. Obwohl sie den Pfarrer nicht mochte und seine Predigten über den Gott, an den er glaubte, nicht teilte, konnte Johanna ihrer Grossmutter nicht die Wahrheit sagen. Denn Johanna glaubte an den Gott der Bäume, Blumen und Bienen. So hatte sie ihr eigenes Gebet, dass sie während der Messe sprach, um ihre Grossmutter nicht anzulügen.

Hallo Gott,

Dein Name wird von allen verehrt und alle beten, dass dein Reich bald kommen möge. Sie bitten darum, dass dein Wille sowohl im Himmel als auch auf Erden geschehen möge und dass sie täglich ihr Brot erhalten mögen. Sie wollen nicht in Versuchung geführt werden, doch sie scheitern und ohne Mühe schon bei der kleinsten Versuchung und bitten dann um Vergebung.

Ich möchte ja auch nicht in Versuchung geführt werden, aber ich frage mich, ob du mir das Falsche erklären könntest? Dein Reich, deine Kraft und Herrlichkeit sind angeblich ewig, aber ich kann nicht sicher sagen, wer oder was du bist. Bist du die Wahrheit? Nun gut, Du da oben im Himmel, ich vergebe Dir diese Schuld!

Die Bienen, die Bäume, der Fluss und der Wind. Die Blätter, der Schnee und die Wolken. Das alles mag ich sehr und verstehe es besser! Und auch die schönen Fenster mag ich sehr, in der Schule habe ich versucht diese nachzuzeichenen aber so schön ist meine Zeichnung nun auch nicht geworden.

Geniesse den Sonntag, hab eine gute Nacht und bis nächsten Sonntag

Trotz allem genoss sie den Sonntag, denn es gab das köstliche Birnenbrot Grosi, gesüsst mit Honig statt Zucker. Wenn das Grosi fragte, ob sie artig gebetet hatte, konnte Johanna mit einem strahlenden Lächeln antworten und alle in der Kirche hielten sie für eine vorbildliches Mädchen.

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Chaspar von der Schoffelgasse 3