Chaspar von der Schoffelgasse 3

Chaspar war in jungen Jahren von Chur nach Zürich gekommen, an die Schoffelgasse 3 wo er heute, nach 35 Jahren, immer noch wohnt.

Nach der Arbeit lief er gerne durchs Niederdorf zu sich nach Hause. Und wie jeden Abend öffnete Chadspar die Tür und trat ein in das blaue Zimmer. Blau, weil sich über Fensterflügel lange blaue Vorhänge ergossen. Am Abend, wenn die Sonne direkt hineinschien, lag das ganze Zimmer in einem ausgegelichenen tiefen Blau. Dann war es für Chasper fast wie am Meer. Fast! Im Zimmer befand sich in der Mitte ein grosser Tisch, auf dem Tisch ein grosses Aquarium, im Aquarium eine Forelle. Vor dem Tisch und dem Aquarium stand ein grosser Stuhl.

Chasper setzte sich und begrüsste den Fisch. Der Fisch erwiderte den Gruss. Er hatte keinen Namen, also nannte ihn Chasper Pestg. Chasper und Pestg. Pestg und Chasper. Sie konnten stundenlang miteinander reden. Stundenlang! Chasper wusste, was er an Pestg hatte und trug für den Fisch Sorge. Schliesslich war Chasper der Schatzmeister des blauen Zimmers.

Für einen Fisch wusste Pestg viel. Sehr viel! Einmal verriet er Chasper sogar, wo der Mond schläft. Aber meistens erzählte Pestg von seiner Kindheit im Fluss. Darüber, wie er einst gefischt worden war, und wie er schliesslich in das blaue Zimmer kam.

Wenn Pestg kein Fisch wäre, würde ich ihm die Maluns meiner Mutter zubereiten, dachte sich Chasper. Und jeden Abend bot er dem Fisch an, ihn zurück in den Fluss zu bringen. Und jeden Abend schüttelte Pestg leicht den Kopf und lehnte ab; er behauptete habe fast alles von der Limmat vergessen und wisse schon gar nicht mehr, was Schwimmen ist.

Chasper war froh, dass Pestg sein Angebot bis jetzt ablehnte, denn hier im blauen Zimmer mit dem Tisch, dem Aquarium und dem Fisch fühlte es sich an wie am Meer!

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