Take-away auf Italienisch

Eine neue Pizzeria an der Niederdorfstrasse 74 wurde eröffnet, eingeklemmt zwischen den beiden Urgesteinen «Johanniter» und «Rheinfelder Bierhalle». Mit Letzterem gibt es eine überraschende Beziehung.
Am Anfang stand eine Geschäftsidee. Getrieben durch den Lockdown und die Frage, wie man auf irgendeine Art und Weise den Geschäftsgang aufrechterhalten könne, falls man den elterlichen Betrieb schliessen müsste. Dahinter steht Raffael Schöb, jüngster Spross der Familie Schöb, die seit drei Generationen die «Rheinfelder Bierhalle» betreibt.

Die Gelegenheit
Man erinnert sich sicher noch an den Plattenladen, welcher über Jahre an dieser Adresse ansässig war. Seine Kunden kamen von weither, in der Gewissheit, hier so manche Trouvaille entdecken zu können. Die Umstände zwangen den Besitzer, sein Geschäft während der Corona-Pandemie zu schliessen. Just zu dem Zeitpunkt, als sich Raffael Schöb überlegte, wie man den elterlichen Betrieb aufrechterhalten könnte. 1974 hat sein Grossvater zusammen mit seiner Grossmutter die «Rheinfelder Bierhalle» übernommen. Eigentümer des Hauses war die Brauerei Feldschlösschen, von der das Restaurant auch seinen Namen hat. Sie haben das Restaurant bis 1989 betrieben. Der Grossvater war noch Pächter. 1989 hat der Sohn, Raffaels Vater, das Restaurant übernommen. Er führt es bis heute. In dieser Zeit gelang es der Familie Schöb, die Restaurant-Liegenschaften Niederdorfstrasse 76 und 74 zu erwerben. Die «Rheinfelder Bierhalle» ist bis heute ein Familienbetrieb. Vater Walter und Mutter Maria José Schöb arbeiten immer noch im Betrieb. Mit Raffael und seinem Bruder, welche sozusagen in der «Rheinfelder Bierhalle» aufgewachsen sind, macht sich die dritte Generation bereit. Beide arbeiten im Restaurant mit. Kein Wunder, faszinierte Raffael die Gastronomie schon immer. Es bewog ihn auch, die Hotelfachschule zu besuchen, welche er 2018 erfolgreich abschloss.

Pizze e Panuozzi
Die Idee, eine günstige Gelegenheit und ein Fable für italienische, besonders die neapolitanisch inspirierte Küche führten zum heutigen «Da Raffaele». Während des Innenausbaus der Pizzeria konnten die historischen Komponenten des Hauses aus dem 13. Jahrhundert zum Vorschein gebracht werden. Beispielsweise sind die Deckenbalken über 600 Jahre alt und auch der Boden aus dem 19. Jahrhundert ist wieder sichtbar. Ergänzend wurde ein Pizza-Ofen eingebaut. Ein interessanter Aspekt des Konzeptes ist es, dass alle Produkte des «Da Raffaele» mit dem 450 bis 500 Grad heissen Ofen zubereitet werden. Auch das Brot für die Panuozzi wird à-la-minute frisch zubereitet.
Ein Panuozzo ist eine Verbindung aus Pizza und Sandwich. Es wurde angeblich 1983 in Gragnano aus der Erfindung des Pizzabäckers Giuseppe Mascolo geboren, der eines Abends, während er das Abendessen für seine Kinder zubereitete, ein schmales, langes Sandwich kreierte, das mit Mozzarella und Speck gefüllt war und aus demselben Pizzateig bestand. Eines von ihnen, die dreizehnjährige Pasqualina, schlug den Namen Panuozzo vor, unter dem es bis heute bekannt ist. Sämtliche Pizzen, Panuozzi und Focaccias können auf Wunsch selbst kombiniert werden.
Mit Luca de Matteis wurde ein hervorragender Pizzaiolo und leidenschaftlicher Gastronom an Bord geholt. Im ersten Stock des Hauses steht übrigens auch noch ein kleiner Saal für grössere Gruppen zur Verfügung.

Gute Pizza
Die Idee war es, ein Take-away zu machen. Den Charme eines Take-aways versprüht das Lokal auch heute noch etwas. Man besucht das «Da Raffaele» eher nicht, um einen ausschweifenden italienischen Abend zu zelebrieren. Man kann es aber besuchen, um eine aussergewöhnlich gute Pizza zu essen. So wie wir es kürzlich taten. Unsere beiden Pizzen, Marinara, mit Tomatensauce, Oregano, Knoblauch, Basilikum und Olio EVO (Fr. 16.50), sowie Quattro Formaggi, mit Mozzarella, Gorgonzola, Provola und Parmesan (Fr. 20.50), waren ein Gedicht. Besonders der «chüschtige» Boden der Pizzen hat es uns angetan und das Lokal ist allein schon deshalb einen Besuch wert. Dazu genossen wir einen Primitivo Montepulciano zu Fr. 6.– der Dezi. Abgeschlossen haben wir unseren Abend mit einem hausgemachten Tiramisu (Fr. 7.50), serviert mit zwei Löffeln, und einem Espresso (Fr. 4.50). Nicht unerwähnt bleiben soll das inspirierende und angeregte Gespräch mit den sehr freundlichen und kompetenten Luca de Matteis und Raffael Schöb. Wir kommen wieder.

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