Neuer Stern am Gastrohimmel

Im Jahre 1838 war es, als Johannes Baur den Vorgänger des Hotels Mandarin Oriental Savoy eröffnete. Die Schweiz, als politisches Gebilde wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Die Bahnhofstrasse noch weniger, da quakten noch die Frösche. Ja noch nicht einmal unseren im neuen Gewand erstrahlenden Bahnhof gab es. Dafür gab es gegenüber einen Posthof, den heutigen Zentralhof. Die Aufgabe der Post damals war nicht nur das Transportieren von Briefen, sondern vor allem der Transport von Menschen. Also war der Posthof eigentlich der Vorreiter des HB. Damit war die Wahl des Standortes nahezu perfekt.
Und auch einen Bezug zum Niederdorf gab es. Johannes Baur hatte eine gewisse Anna Knechtli geheiratet. Sie führten erfolgreich ein Café in der Marktgasse. Von dort erfolgte der Sprung über die Limmat und die Eröffnung des Bierhauses «Zum Meierli». Aus diesem wurde das heute auch zum Mandarin Oriental gehörende Restaurant «Orsini». Daran angrenzend fand sich das Grundstück, auf dem heute das Mandarin Oriental steht, welches am 20. Dezember 2023 in neuem Glanz erstrahlte. Es bietet 44 Zimmer und 36 Suiten.
Auch im Dezember, nämlich am 24. im Jahre 1838, wurde es als «Baur» eröffnet, mit seinen damals 142 Zimmern ein absolutes Novum und das erste «Grand Hotel» in der Stadt. Erst später wurde es in «Baur en Ville» umbenannt, um es von seiner Schwester, dem «Baur au Lac» unterscheiden zu können. Seit 1908 trägt es nach einem Umbau den Namenszusatz «Savoy».
Spannend zu erwähnen ist ebenso, dass vom originalen Haus heute nur noch Teile der Fassade bestehen. Diese wurden 1975 vor dem Abriss des Gebäudes abgenommen und beim Neubau wieder angebracht.

Veränderungen im Innern
Das Haus gehört heute der Grossbank UBS, welche durch den Umbau, resp. die Übernahme der CS zum Handkuss kam. So wie bei der übernommenen Bank kein Stein auf dem anderen blieb und bleiben wird, so ist auch im Inneren des Mandarin Oriental gegenüber seinem Vorgänger kein Stein auf dem anderen geblieben.
Gleich an den edlen und eleganten Eingangsbereich angrenzend findet man die neue Mandarin Lounge. Hier werden in stimmungsvoller Atmosphäre leichte Snacks und Cocktails serviert. Links anschliessend geht es über eine geschwungene Treppe zum Eingang der «Savoy Brasserie & Bar». Auch hier erinnert nichts mehr an den Vorgänger. Der Eingang weitet sich zu einem eleganten Saal auf zwei Ebenen, der auf der rechten Seite von einer Bar elegant flankiert wird.

Eleganz und Zurückhaltung
Bei unserem Besuch herrscht eine unaufdringliche Geschäftigkeit. Die Brasserie ist gut besucht, der Geräuschpegel gedämpft und nicht störend. Wir werden an einen Tisch auf der oberen Ebene geführt, was uns einen wunderbaren Blick über die gesamte Räumlichkeit eröffnet. Dennoch fühlen wir uns nicht ausgesetzt und können unsere Blicke wandern lassen. Kaum am Tisch, machen wir Bekanntschaft mit der ersten der insgesamt fünf Personen, welche uns durch den Abend begleiten. Eine junge Dame Namens Johanna stellt sich freundlich lächelnd vor und überreicht uns die nicht allzu grosse, aber bestens bestückte Speisekarte.
Auf dieser findet sich neben einigen Klassikern wie Tatare, Seezunge oder Filet de Boeuf auch ein Croque Monsieur. Das Studium der Karte erleichtert uns ein Glas Prosecco (Fr. 16.–) und ein Tomatenjus (Fr. 9.–).
Zur Vorspeise lassen wir uns die Soupe à l’oignon, eine üppig bemessene französische Zwiebelsuppe mit Baguette und Gruyère (Fr. 18.–) und einen Mâche, einen Nüsslisalat, Wachtelei, Speck, Belper Knolle, French Dressing und Croutons (Fr. 22.–) schmecken.
Den Hauptgang bildet ein Wagyu Burger, Comté Zwiebeln, Trüffelmayonnaise sowie Pommes frites (Fr. 42.–) und ein unglaublich saftiger Croque Monsieur, Hinterschinken und Gruyère, badend in einer Pommery-Senf-Béchamel (Fr. 36.–). Dazu tranken wir einen sehr süffigen Malbec Achaval Ferrer (Fr. 12.– pro Dezi). Aufgrund der Grösse der Portionen schlossen wir den Abend mit einem Espresso Macchiato und einer klitzekleinen, aber umso feineren Crème glacée maison (Fr. 4.50.–). Über Mittag offeriert das Restaurant übrigens auch einen täglich wechselnden Plat du Jour, für 38 Franken.

Eine Dachterrasse als Highlight
Die Brigade um Chef de cuisine Benjamin Halat, Restaurant Manager Panagiotis Kissas und Head Sommelier Matteo Rimold versteht ihr Handwerk und lässt noch einige Highlights erwarten. Ein besonderes Highlight gibt es auch im Frühling. Dann eröffnet das «1838», die zu Ehren des Eröffnungsjahres benannte Dachterrassen-Bar, worauf uns Kai Jansen, Hotel Manager, hinweist. Man darf gespannt sein.

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